Herzklopfen und Hüttenzauber: Roman (German Edition) by Fanny Schönau

Herzklopfen und Hüttenzauber: Roman (German Edition) by Fanny Schönau

Autor:Fanny Schönau [Schönau, Fanny]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2015-03-17T16:00:00+00:00


13

Und genau das tun sie. Benni, Lilo und ich können die Wanderer, die in Gruppen auf Kaffee, Jause und Kuchen zu uns kommen, kaum bewältigen. Zita habe ich genötigt, sich hinzusetzen, nachdem sie wie eine Hummel mit Gips durch die Hütte gesurrt ist und versucht hat, so gut wie möglich eine halbe Kochmannschaft zu ersetzen. Jetzt kümmern sich Lilo und Benni unter ihren Argusaugen um die Küche, und ich springe außen herum, um die Bestellungen entgegenzunehmen und das Gewünschte zu servieren.

Weil wir nur einen großen Tisch vor der Hütte haben, haben sich die Leute ins Gras gesetzt.

»Manno, dat is wat jemütlich hier! Dat hat ja nüscht jeder, wa?«, ruft eine ältere Dame, die sich neben Dobermanns Ranch geflätzt hat und versucht, ihren Kuchen zu essen, ohne dass Flori ihre Nase reinsteckt.

Ich habe natürlich fast alles falsch gemacht, was man falsch machen kann: Zu wenig Geschirr, zu wenig Krüge, zu wenig Besteck. Wir servieren also auf allem, was in der Hütte nicht niet- und nagelfest ist. Die Touris, die ihren Kuchen in der Bratpfanne bekommen, und die, die ihren Kaffee aus den eilig ausgewaschenen Steinkrügen trinken, meckern aber nicht, sondern finden das alles sehr originell. Bitte, gern geschehen.

Außerdem habe ich nicht daran gedacht, Wechselgeld zu besorgen. Es geht daher zu wie auf einem Bazar. Einem alpenländisch-orientalischen Bazar. Dass mein Kurzzeitgedächtnis noch begrenzter ist, als ich dachte, habe ich ebenfalls mit Bestürzung gemerkt: Kaffee, Most, Wasser. Most mit Wasser? Jause – gut, aber ohne Fleisch, nur mit Käse, dafür Kuchen mit doppelt Obers. Jahaaaa! Da kreischen die Neuronen im Hirn. Hut ab vor jeder Kellnerin und jedem Kellner.

Aber trotzdem: alles gut. Die Gäste sind glücklich und freundlich, und so bin ich es auch.

Vor allem, als nach fünf Stunden der Wahnsinn vorüber ist. In der Küche sieht es aus, als sei ein Sturm durch unsere Sausteigalm gefegt. Alles ratzefatz weg.

»Gott sei Dank haben sie mir die Haare auf dem Kopf gelassen«, seufzt Benni.

Auch der Most ist alle – nicht ein Tropfen ist mehr übrig. Zita schabt mit einem kleinen Löffel die Kuchenreste vom Blech – mehr ist nicht mehr da. Lilo und Benni liegen auf der Bank vorm Haus und stöhnen.

Und ich zähle Geld. Fast dreihundert Euro haben wir verdient. Ich habe sämtliche Investitionen wieder drinnen! Hurra!

»Da, für dich.« Ich reiche Zita hundertfünfzig Euro. Sie hat zwar gebacken, aber ich habe die Lebensmittel gekauft und den Rest besorgt. Lilo und Benni gebe ich auch je fünfundzwanzig Euro. Bleiben mir hundert. Ich drehe die Scheine zwischen den Fingern. Okay, die zu verdienen, war echt hart.

Ich sehe Borschts dämliche Visage vor mir, wie er meine unfreiwillig niveaulosen Artikel noch niveauloser kommentiert. Ich spüre die Langeweile beim Arbeiten und dieses tägliche Unwohlsein, das aus ständigem Fremdschämen für den Arbeitgeber und der daraus überlebensnotwendigen Gleichgültigkeit sich selbst und der Welt gegenüber resultiert.

Dann sehe ich die abgerockte Hütte mit den karierten Vorhängen; Zita, wie sie bombastisch aussehende Jausenteller in der Küche jongliert; Benni, wie er ihr mit glücklichem Gesicht gemeinsam mit Lilo hilft; ich sehe die schrulligen Damen



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